© Andre Gerke - www.go2age.de
Highspeed
Ein paar Infos dazu, wie man
solche Highspeedaufnahmen
erstellen kann.
Highspeed-Fotografie
Um Fotos von sehr schnellen Bewegungsabläufen zu machen braucht es extrem kurze Belichtungszeiten um die Bewegung auf dem Foto
"einfrieren" zu können. Aktuelle Spiegelreflex-Kameras haben meistens eine kürzeste Belichtungszeit von 1/4.000 oder 1/8.000 Sekunde.
Das reicht nicht aus, um beispielsweise einen Diabolo aus einem Luftgewehr im Flug zu fotografieren. Das Geschoss aus einem Luftgewehr
fliegt mit etwa 170 Metern in der Sekunde. Würde man ein Foto davon mit 1/8.000 Sekunde belichten, so würde das Projektil in dieser Zeit
(1/8.000s) eine Strecke von mehr als zwei Zentimetern zurücklegen. Auf dem Bild wäre also bloß ein verschwommener Schatten sichtbar.
Außerdem belichtet die Kamera nicht den kompletten Senor "zeitgleich" mit 1/8.000 Sekunde, da der Sensor meistens durch einen
Schlitzverschluss belichtet wird : Es sind zwei Verschlussvorhänge vor dem Sensor, die ihn abdecken. Der erste Verschlussvorhang fährt
beim Auslösen der Kamera auf und läßt Licht auf den Sensor treffen. Der zweite Verschlussvorhang startet zeitversetzt und deckt den
Sensor wieder ab. Die Aufnahme ist gemacht. Bei langen Belichtungszeiten, zum Beispiel eine Sekunde, würde der 2. Vorhang demnach eine
Sekunde nach dem ersten Verschlussvorhang starten. Bei einer Belichtungszeit von 1/8.000s fährt der 2. Verschlussvorhang sehr knapp
hinter dem ersten und läßt bloß einen kleinen Spalt Licht zum Kamerasensor durch, bevor dieser wieder komplett abgedeckt ist. Jede Zeile
des Sensors wird bloß mit 1/8.000 Sekunde belichtet, allerdings eine Zeile nach der anderen, bis der Spalt zwischen den
Verschlussvorhängen einmal komplett über den Sensor gelaufen ist. Der Weg über den Sensor dauert aber länger als 1/8.000 Sekunde
weshalb das eine Ende des Sensors nicht den gleichen Zeitpunkt zeigt wie das andere Ende.
Nun könnte man einfach einen Aufsteckblitz nutzen aber die kürzeste Blitzsynchronzeit (X-Sync) der meisten Kameras liegt bei etwa 1/250
Sekunde. Das ist die kürzeste Zeit, in der der Sensor zwischen Vorhang 1 und Vorhang 2 komplett offengelegt ist. Sobald der Sensor
komplett offen liegt wird von der Kamera der Blitz gezündet und der Sensor vom Blitzlicht belichtet.
Moderne Kameras / Blitzgeräte bieten die Möglichkeit einen Blitz im "HSS"-Modus zu nutzen (High Speed Sync) um kürzere
Belichtungszeiten als die der Blitzsynchronzeit (1/250s) zu ermöglichen. Im HSS Modus wird aber nicht bloß ein Blitz gezündet sondern ein
Stroboskopblitz, also viele kleine Blitze in schneller Folge. Dadurch nimmt zum einen die Leistung des Blitzes stark ab und zum zweiten
besteht das Problem mit den max. 1/8.000s wie oben beschrieben weiterhin.
Wie bekommt man es also hin, den kompletten Sensor vollständig zu belichten, wenn Zeiten von weniger als 1/8.000 Sekunde gefragt sind?
Die Antwort : mit einer langen Belichtungszeit und wenig Licht.
Eine typische Aufnahme könnte so aussehen, daß die Belichtungszeit der Kamera manuell auf 1 Sekunde gestellt wird, eine möglichst offene
Blende von z.B. 4 und der ISO Wert ebenfalls manuell eingestellt wird. Während der Aufnahme ist der Raum so stark abgedunkelt, daß eine
Testaufnahme der Szene ohne Blitzauslösung bloß ein komplett schwarzes Bild zeigt. Das einzige Licht während der Aufnahme kommt von
einem oder mehreren Aufsteckblitzen, welche auf ein Minimum runtergeregelt werden. Der Lichtblitz vom Aufsteckblitz ist wesentlich
schneller (kürzer) als 1/8.000 Sekunde, zum Beispiel 1/25.000 oder noch kürzer.
Dazu sei gesagt, daß der Blitz nicht von Null auf volle Helligkeit springt. Das Blitzgerät startet den Blitz und wird heller, der Blitz erreicht
seine volle Helligkeit und klingt dann wieder ab. Das ist die Abbrennzeit vom Blitzgerät. Diese ist bei Aufsteckblitzen kürzer als bei
Studioblitzen weshalb letztere für solche Aufnahmen meist ungeeignet sind. Je geringer die Leistung vom Blitz ist, desto schneller erreicht
der seine (niedrige) Helligkeit und klingt auch entsprechend schnell wieder ab. Der Lichtimpuls ist also kürzer.
Der Ablauf für ein Bild mit einem Luftgewehrtreffer wäre zum Beispiel dieser:
Raum abdunkeln, Kamera auslösen, innerhalb der eingestellten Belichtungszeit das Luftgewehr auslösen, der Blitz zündet, die Kamera hat
die Aufnahme gemacht, Licht kann wieder eingeschaltet werden.
Was die Einstellung der verzögerten Blitzauslösung und Blitzleistung angeht so muß immer ein wenig getestet werden, auch in Verbindung
mit den Einstellungen der Kamera. Dazu sind immer einige Testbilder nötig um zu sehen, an welcher Stelle im Bild der Diabolo fliegt im
Moment der Aufnahme. Vor der Aufnahme (bei Licht an) wird auf das Objekt manuell scharfgestellt, Autofokus bringt nichts.
Diese Methode eignet sich allerdings bloß eingeschränkt. Sobald eine Lichtquelle im Bild ist, zum Beispiel eine noch leuchtende Glühlampe,
die zerschossen wird, kann man mit einer Sekunde nicht mehr arbeiten. Dann muß die Belichtungszeit der Kamera sehr kurz eingestellt sein
und direkt nach dem Auslösen der Kamera der Schuss ausgelöst werden.
Für meine Aufnahmen nutze ich das "HiVizBoard", einen etwas in die Jahre gekommenne Elektronikbausatz der aber immer noch
ausreichend zuverlässig funktioniert. Dieser löst mir die Blitzgeräte aus. Der Diabolo durchfliegt eine Lichtschranke am Ende vom Lauf. Nach
einer eingestellten Verzögerung zünden dann die Blitze. Meine Blitze habe ich umgebaut um sie manuell sehr weit runter regeln zu können.
Da der Diabolo nach dem Einschlag langsamer wird ist es möglich ihn einigermaßen scharf zu fotografieren.
Bei den Aufnahmen der Luftballons ist der Ablauf ähnlich aber es gibt keine Lichtschranke sondern die Triggerung läuft über Schallsensor
der auf den platzenden Ballon reagiert und dann den Blitz auslöst.
HiVizBoard mit etwas Zubehör