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Nordkap
(22.06.2000-11.07.2000)
Zwei Sauerländer auf großer
Tour: Im Sommer 2000 machten
wir uns auf, mit Motorrädern
zum Nordkap zu fahren.
Der Text aus dem Reisebericht
stammt von August 2000. Die
Fotos sind allesamt, wie vor den
Digitalkameras üblich, von Dias
eingescannt.
(3 Wochen, 8350 Kilometer)
Donnerstag 22.06.2000
(Sundern->Travemünde,Tagesetappe:450km)
Gegen 17 Uhr starten wir von Fuffel aus in Richtung Travemünde.Die Fähre, ein Combicarrier (LKW+Passagiere), soll um 2:30 morgens
ablegen. Die Zeit für die 450km ist also großzügig bemessen, aber man weiß ja nie, was einem so dazwischen kommt. Die erste leichte Panne
in Form eines halbwegs abgerissenen Nummernschildes von der DR800 passiert bereits beim ersten Tankstop. Das ist aber schnell wieder
befestigt – wir haben ja auch allerlei Werkzeug mit dabei. Vorsichtshalber sogar je einen Reserveschlauch für das Vorder- bzw. Hinterrad
samt Abziehwerkzeug (praktisch, daß die Schläuche auf beide Mopeds passen würden).
Als wir so gegen 21:45 in Travemünde ankommen haben wir noch eine recht lange Wartezeit vor uns, so daß wir beschließen, in einer dieser
Hafenbuden ,zunächst mal etwas leckeres Trinkbares zu kaufen. Motorradfahren macht ja sooo durstig. Die zehn gekauften Dosen
Warsteiner lassen die Wartezeit kürzer erscheinen. So neben unseren Mopeds hockend kommt eine Corvette vorgefahren, die sich in der
Warteschlange anstellt. Der schwedische Fahrer, des deutschen nicht mächtig, steigt aus um sich die Beine zu vertreten. Er beschaut sich
unsere bepackten Maschinen und wir kommen ins Gespräch. Er sei geschäftlich in Deutschland unterwegs gewesen, erzählt der ältere Herr
und kommt leicht ins Schwärmen bezüglich der deutschen Autobahnen. Auf einer Karte zeigt er uns seine gefahrene Strecke : ist wirklich
zügig unterwegs gewesen der Gute, aber mit dem Auto des abends auf der Bahn auch kein Problem. Nachdem wir die letzten Meter bis aufs
Schiff gefahren sind und unsere Sachen in der Kabine verstaut haben gibt´s Abendessen an Bord.
Samstag 24.06.2000
(vor Gävle->Umea,Tagesetappe: 530km)
Gegen 11 Uhr stehen wir auf und nach einem kurzen Frühstück, das primär aus Kaffee besteht, sitzen wir um 13 Uhr wieder im Sattel.
Unterwegs an einer Tankstelle bei einer Schnellstraße treffen wir auf einen anderen Mopedfahrer, der von Island kommend auf Tour durch
Island/Norwegen/Finnland/Polen ist. Dieser berichtet uns, daß er die letzten 5 Tage fast im Dauerregen unterwegs gewesen ist und seine
BMW GS sieht auch ganz danach aus, als ob er damit im Regen einen Acker gepflügt hätte. Das Wetter ist jedoch bestens.
Die Tankstellen hier oben im Norden ähneln immer mehr Supermärkten. Anders als in einem deutschen Tankshop bekommt man hier eine
Auswahl an Werkzeugen, Lebensmitteln oder gar Computerspielen geboten, die einen stark an eine Auswahl im Baumarkt erinnern. Auf
der Africa-Twin kann man es sich auf längeren Strecken etwas gemütlich machen, indem man die Waden auf die Sturzbügel legt um so die
Beine zu strecken. Allerdings ist mir die obere Halteschraube am Kühler auf der rechten Seite abgerissen und ich besorge mir im Tank-
Supermarkt Ersatz.
Nach heftigen Schauern bei Härnösand fahren wir fortan in Regenkombis. Als die Schauer abklingen fahren wir in eine dichte Nebelwand
ein. Die Sicht ist fast null, das Tempo dementsprechend langsam und unser vorher ausgedachter „Zeitplan“ folglich über den Haufen
geworfen. Nach einigen nervenden Nebelkilometern halten wir zur Zigarettenpause an. Uns ist kalt, wir sind müde und das Wetter ist
beschissen zumal ewas Warmes zu beißen auch lange überfällig ist.Leider ist schon später Abend und das Nest in dem wir uns befinden
wirkt völlig trostlos. Auf Fuffels Anraten hin machen wir uns wieder auf die Reise. So unglaubwürdig das auch klingt, aber dieser Nebel
begleitet uns auf insgesamt über 100 Kilometern. Die Wolken hängen derart tief in den Tälern, daß wir uns schon fragen, was wir auf die
Frage „Was habt Ihr denn so alles gesehen?“ nach unserer Heimkehr zu berichten wüßten.
Den zuerst angefahrenen Zeltplatz am Flußufer verlassen wir schnell wieder und fahren noch etwas weiter, weil hier viel zu viele Mücken
sind. Völlig erschöpft kommen wir gegen Mitternacht zum Schlafen.
Freitag 23.06.2000
(Trelleborg->ca.180km vor Gävle,Tagesetappe: ca. 700km)
Um 9:00 Uhr werden wir über diese Radio/Wecker/Kommunikationskombi an der Wand unserer Kabine aus den Betten geworfen.
Aufstehen! Frühstücken! Das Frühstücksbuffet an Bord ist durchaus in Ordnung. Außerdem ist über Nacht der wolkenverhangene Himmel
aufgerissen und uns empfängt strahlender Sonnenschein als wir in Trelleborg von Bord fahren. Kurz am Zoll die Pässe gezeigt und erstmal
„sortieren“. Am selben Punkt hatten wir uns ein Jahr zuvor aufgehalten, als wir den Schwedenurlaub angetreten sind. Wir beschließen die
Funk-Sprechanlage in Betrieb zu nehmen, die wir (für diesen Urlaub gekauft) Wochen zuvor mäßig erfolgreich getestet hatten. Ab etwa
90km/h kann man sich damit nämlich kaum noch verständigen. Ist aber wurscht! Schließlich haben wir Urlaub und keine Eile zudem man in
Schweden eh keine Geschwindig keitsrekorde fährt, was nicht zuletzt an den schwedischen Tempolimits liegt. Innerhalb von Ortschaften
50km/h, auf offenen Strecken 80km/h und auf Autobahnen 90km/h , manchmal auch 110km/h.
Nach Gesprächen mit früheren Nordkap-Reisenden haben wir uns für die Anfahrt durch Schweden entschieden. Zum einen ist der Liter
Spritt rund 50 Pfennige billiger als in Norwegen und zum anderen kommt man auf den Strecken einfach zügiger vorwärts als in Norwegen
um die Fjorde zu zirkeln. Also die E4 hoch. Bei Jönköping zieht sich der Himmel zu. Höchste Zeit einen Rastplatz anzufahren und die
Regenkombis überzuziehen. Jönköping hat ein Streichholzmuseum und das „Husqvarna“-Museum zu bieten. Letzteres haben wir bereits im
vorigen Jahr besichtigt, so daß wir von einem längeren Aufenthalt in Jönköping absehen.
Nach etwa 700 gefahrenen Kilometern bauen wir das Zelt für unsere erste Übernachtung auf und bereiten uns auf dem kleinen Gaskocher
Ravioli und „Currywurst nach Fuffels Art“ zu.Vor dem Schlafengehen machen wir noch die letzten Bierreserven weg. Einen kleinen Luxus
haben wir uns zusätzlich gegönnt: Faltstühle! Nach dem Urlaub in Korsika, wo wir am Zelt nur auf den Aluboxen hockten, ist so ein Stuhl zu
einem „Muß“ auf dieser Reise geworden.Wir haben schließlich nicht vor, allabendlich in einer Hütte unterzukommen.
Erstaunlich: Selbst hier, so weit südlich, wird es schon nicht mehr richtig dunkel. Lesen ohne Lampe um 23:30 ist gar kein Problem.
Ankunft in
Trelleborg
Regen bei
Jönköping
Sonntag 25.06.2000
(Umea->80km vor Pajala)
Der kleine Reisewecker, den ich im Vorzelt habe stehen lassen, hat die Nacht im taunassen Rasen nicht unbeschadet überstanden und
verweigert beharrlich seinen Dienst. Die Hitze im Zelt treibt uns aus den Federn und draußen empfängt uns herrlicher Sonnenschein!
Eigentlich hatte ich geplant, die abgerissene Schraube am Sturzbügel auszutauschen, aber angesichts des super Wetters und den vielen
Mücken verschiebe ich das auf einen späteren Zeitpunkt.
Im Großen und Ganzen habe ich den Urlaub fast alleine geplant, aber ein Ziel, das Fuffel unbedingt sehen will heißt „Storforsen“, einige
gigantische Stromschnellen die in einer Art See münden müssen unabdingbar angefahren werden. Wenn wir für heute den Storforsen und
den Polarkreis schaffen sollten, so könnten wir am Montag durch Finnland über Inari bis Russens kommen und am Dienstag zum Kap
aufbrechen, dem Wendepunkt unserer Reise. Gegen 13:30 machen wir uns auf zu neuen Ufern->Storforsen. Das hochfrequente Rasseln
des Sturzbügels geht mir mächtig auf die Nerven. Angesichts Klappergeräuschen an der DR, die seit einigen Kilometern auftreten beginnt
jedoch das Bangen um das Durchhaltevermögen der Mopeds – äh der Suzuki (die Twin läuft rund wie eh und je! ;-) Wechselnde
Bewölkung und Regenschauer lassen uns wieder in die Kombis schlüpfen.
Am Storforsen angekommen heißt es erstmal Moppeds parken und die restlichen etwa 300 Meter zu Fuß zurückzulegen. Es sind erfreulich
wenig Touristen hier. Mag sein, daß das am Wetter liegt oder an der Tatsache, daß wir schon nach 18:00 Uhr haben.Kann auch sein, daß die
Schweden ihr „Midsommer-Fest" feiern. Wie dem auch sei, hier ist es angenehm menschenleer. Angesichts der Unmengen von Wasser die
hier an einem vorbei schießen fragt man sich wirklich, wo das alles her kommt, besonders bei einem so flachen Horizont. Ich mache einige
Fotos und stelle entsetzt fest, daß ich einen weiteren Film am Motorrad vergessen habe.Kurze Zweifel, ob es sich lohnt „Nachschub“ zu
holen, dann aber mache ich mich doch auf, in Ledermontur über die Felsen und Steege zu stiefeln. Am Moped eine Überraschung: Neben
unseren zwei Motorrädern gesellt sich ein drittes dazu - mit deutschem Kennzeichen („PS“) und recht voll beladen. Als ich zu Fuffel, der am
„Bach“ zurück geblieben ist zurück komme, erzähle ich ihm von meiner Entdeckung. Der Fahrer der DR ist schnell ausgemacht, da nur einer
mit Lederhose und Motorradjacke umherzieht. Es beginnt ein typisches „Benzingespräch“ : Wohin,woher,wie lange,Wetter... . Der andere
Fahrer ist ebenfalls unterwegs zum Kap und hat dafür die Zeit eingeplant, die auch uns für diesen Urlaub zur Verfügung steht.
Normalerweise sei er mit mehr Leuten unterwegs, aber seine Kollegen sind in diesem Jahr verhindert (Hausbau,Vaterfreuden,...),so daß er
alleine reist.
Obwohl wir uns vor dem Urlaub dazu entschieden haben mit nicht mehr als 2 Leuten los zu fahren, beschließen wir, einen Teil zu dritt
abzufahren. Holger aus Pirmasens/Rheinland-Pfalz erweist sich fortan als ständiger und sehr angenehmer Reisebegleiter. Direkt am Ufer
des Storforsen liegt ein Campingplatz, aber wir beschließen, noch ein paar Kilometer abzureißen.
erster Zeltplatz
zweiter Zeltplatz
Sonntag weiter bei Sonnenschein
Dienstag 27.06.2000
(Kittilä->Nordkap,Tagesetappe: 731km)
Schon um 10:00Uhr werde ich das erste mal wach. Summende Mücken, irre Hitze und mindestens 90% Luftfeuchtigkeit (von den naßen
Sachen) lassen mich dann auch nicht wieder schlafen. Dazu noch die schlechte Luft im Zimmer. Dagegen richten die Lüftungsschlitze in
den Fenstern wenig aus, aber die Fenster ließen wir der Mücken wegen besser verschlossen. Bis sich alle ans Packen machen ist es 13:00
Uhr durch. Draußen am Moped wieder Mücken,Mücken und nochmals Mücken. Es surrt und sirrt überall. Obwohl die echt nervig sind
habe ich bis jetzt keine zehn Stiche abbekommen. Gegen 14:30 kommen wir los. Von Kittilä aus sollen laut Reiseführer 50km Schotterpiste
kommen aber die erweisen sich als gut befestigte Piste die man selbst mit einer Goldwing problemlos hätte bereisen können. Macht ja
nichts. Bei unserer Fahrt nach Pajala haben wir auf dem Trip quer durch die Wälder schon so manchen echten Schotterweg hinter uns
gebracht.
Die Reichweite meiner Twin beträgt mangels Benzinpumpe etwa 60km, so daß ich in Pokka ganze 5 Liter nachtanke. Pokka ist schon
seltsam. Obgleich auf unserer Karte vermerkt steht hier nur eine größere Imbißbude mit Bar und einem großen Tankfaß vor der Tür. Da
keine Selbstbedienung herrscht betrete ich das Lokal in dem einige Arbeiter hocken und überlasse das Tanken der Bedienung. Nach dem
Tanken fährt die Kiste wieder problemlos, aber als ich nach weiteren 50km wieder Aussetzer bemerke beschließe ich, mir die Pumpe mal
genauer anzusehen. Muß ja eh mal die Kette spannen. Als wir am Straßenrand halten herrscht allgemein erstaunte Freude, da sich hier
endlich mal keine Mücken befinden. Ein kleiner Schlag gegen die Pumpe läßt das Dingen laut vibrieren. Na sowas! Schnell die Schläuche
wieder richtig aufgesetzt und siehe da : alles in bester Ordnung. Hat wohl nur die Membrane geklemmt. Von nun an läuft die Pumpe
jedenfalls einwandfrei, was meine Laune deutlich bessert. Bester Stimmung beschließen wir in Inari erstmal amerikanisch Essen zu gehen :
Hamburger/Pommes/Cola. Leider hat Inari außer der Tanke und einem Souvenierlädchen am See nicht allzuviel zu bieten.
Zwanzig Kilometer hinter Inari halten wir an einer kleinen Touristenbude am Straßenrad, die neben allerlei Andenken-Kitsch auch etwas zu
Essen verkauft. Der Kaffee und die belegten Baguettes müssen vorerst reichen. Hier werden Aufkleber für die Alukisten gekauft und wir
kommen mit einem deutschen Ehepaar ins Gespräch, die mit dem Auto reisen. Diese erzählen uns, daß wir auf dem Rückweg über
Norwegen unbedingt die Lofoten besuchen müssen. Das hatten wir aber ohnehin schon vor.
Die Straße bereitet uns viel Vergnügen. Wie man es sonst nur aus Berichten über die Staaten kennt, geht die Strecke fast nur geradeaus.
Das Interessante daran ist aber die Fahrt über die ständigen Hügel, rauf und runter – bei Tempo 120 macht das schon Freude.
Kurz vor Karigasniemi, der Grenzstadt zu Norwegen, überholen wir einen deutschen Motorradfahrer, den wir nach dem Tanken an der
Grenze wieder treffen. Er erzählt von einer fantastischen Mitternachtssonne, die er am Kap erleben durfte. Passend auf seinem
Geburtstag hatte er bei seinem zweiten Tag am Kap das Glück gehabt sowas zu sehen. Er sagt, daß er schon das achte Mal hier oben im
Norden ist, aber am Kap immer schlechtes Wetter erlebt hat. Nun ist er mehrere Wochen alleine unterwegs um die letzten Winkel des
Nordens etwas genauer abzufahren.
Wir fahren weiter über Karasjok und Russens Richtung Kap. Die Landschaft ist hier schon viel abwechslungsreicher als noch in Finnland.
Dort gab es den letzten Tag außer Sumpf und Moor wenig zu sehen, aber hier dürfen wir durchs Gebirge an einem Fluß entlang fahren.Die
Stimmung ist dementsprechend gut.
am Storforsen
ganz schön laut hier
Blick zur Rückseite
Unser Ziel heißt Lansan. Über geschotterte Nebenstrecken kommt beim Fahren weißgott keine Langeweile auf. Irgendwo unterwegs
überqueren wir den Polarkreis. Klar, daß da Fotos gemacht werden. Bis hierher haben wir es also schonmal geschafft. Nach kurzer Rast
gehts weiter. Allerdings haben wir uns etwas verschätzt was die Entfernung angeht : In Höhe von Länsjärv/Lansan geht Holger der Spritt
aus.Zum Glück hat der findige Süddeutsche einen 5-Liter Reservekannister dabei. Da wir alle schon auf Reserve stehen wird beschlossen,
von den 5 Litern vorerst etwa die Hälfte in Holgers DR zu tanken.Gesagt...getan. Aber die dämliche DR verweigert sich wehement der
Startversuche.Alles „orgeln“ und gutes Zureden bringt nichts. Holger, scheinbar durch nichts aus der Ruhe zu bringen, beginnt den Fehler
zu suchen. Diskussionen über Benzinfilter,mangelnden Zündfunken,Abgesoffen etc. machen die Runde. Auf mein Anraten, noch mehr Sprit
nachzufüllen wird seitens meiner Mitreisenden nicht eingegangen. Stattdessen beschließt die DR-Gemeinde die Seitenverkleidung zu
demontieren um die Kerzen zu kontrollieren.
Welche Freude : Wir stehen am Polarkreis an einer gut ausgebauten Straße am späten Abend und schrauben am Moped. Nicht weiter
schlimm, aber die Mücken sind derart dreist, daß Fuffel und ich nach der „Auf-die-Panne-Zigarette“ unsere Motorradhelme schnell wieder
aufsetzen. Holger hat´s da nicht so leicht. Seiner Motorradjacke entblößt schraubt er im Holzfällerhemd an seinem Bike. Die kahle Stelle
am Kopf ist eine willkommene Einladung für die Mist-Mücken. Holger sollte morgen ziemlich zerstochen erwachen.
Wie dem auch sei, die Kerzen sind trocken. Also Benzinzufuhr überprüfen : AHA ! Hier kommt kein Spritt raus! Sowassowas... Grübelei
obgleich Vorhandensein einer Benzinpumpe oder deren Versagen. Dann, lange lange Zeit später, fällt die Entscheidung, Bezin
nachzuschütten. Holger kann ja mit Kannister vorfahren und Spritt holen falls wir anderen liegen bleiben sollten.Die vollen 5 Liter eingefüllt
und siehe da : beim zweiten Versuch läuft der Bock wieder rund. Allesamt zufrieden verkneife ich mir weitere Kommentare. ;-)
Nach 5 Kilometern kommt eine Tankstelle, deren Tankautomat auch unsere Karten annimmt, so daß wir erleichtert voll tanken.
am Polarkreis
Fehlersuche
Wegweiser am Polarkreis
Nun gilt es einen geeigneten Schlafplatz zu finden, aber die Gegend ist sehr sumpfig und so von der Straße aus läßt sich nichts ausmachen.
Nachdem wir in mehrere Seitenwege und auf Wiesen eingefahren sind, findet sich dann ein sandiger Kiesplatz auf dem einiger Bauschutt
und ausrangierte Landwirtschaftsmaschinen stehen. Heiterkeit als Fuffel verucht ein wenig Sand aufzuwühlen indem er die
Vorderradbremse zieht und das Hinterrad durchdrehen läßt. Er hat nämlich die im Sand liegende Wurzel vor seinem Hinterrad nicht
gesehen und nun hängt er auf seinem eingegrabenen, voll beladenen Moped fest. Absteigen unmöglich, da er die Kiste weder auf den
Seiten- geschweige denn auf den Hauptständer bekommt. Nach einigen Sprüchen, Foto und allgemeiner Belustigung helfen Holger und ich
dem Ärmsten aus seiner Falle.
Da wir alle völlig müde sind, beschließen wir hier zu übernachten. Runter vom Bock, Zelt ausgerollt und ... schnell den Helm wieder
aufgesetzt.Das was hier an Mücken lebt ist das Massivste und Aggressivste was uns auf der ganzen Tour begegnen sollte. Kurze Diskussion,
dann alles schnell wieder verstaut und weiter gefahren. An einem Rastplatz vor einem „Campinglatz“ ca. 80km vor Pajala machen wir
Pause. Leider ist mal wieder Mitternacht durch und der Platz hat geschlossen. Erstmal ein Bier auf den Schrecken. Jeder eins – mehr haben
wir nicht dabei. Fuffels Vorschlag scheint der einzig richtige : Nächstbesten Platz anfahren, ohne erst auf Mücken zu achten schnell das Zelt
aufbauen, Pennen legen. Das hat dann auch ganz gut geklappt. Um 1:30 Uhr in einem Seitenweg am Wegesrand kommen wir zum
Schlafen. Das heißt : der Fuffel nicht direkt, da ihn die Mücken am Sandplatz schwer erwischt haben und er insgesamt über 40 Stiche
zählt.Seine Unterarme sind stark angeschwollen und Hitzeschübe begleitet von fürchterlichem Jucken lassen ihn nicht zur Ruhe kommen.
Völlig entnervt beschließt er, die Tour abzubrechen, wenn das morgen nicht besser wäre. Erstaunlicherweise habe ich bis dato keinen
Mückenstich abbekommen, so daß ich keine Probleme mit Juckreiz habe. Das soll sich aber morgen schon ändern.
Zuvor fahre ich nochmal 2 km zurück um ein Foto zu machen, da wir an einem interessant aussehenden Tal vorbeigekommen sind.
Morgen würde ich meine Kette nachspannen und nach der defekten Schraube sehen. Von wegen !
Krisensitzung
Hier geht nichts mehr.
Tal, 2 Kilometer vor unserem Schlafplatz.
Montag 26.06.2000
(vor Pajala->Kittilä/Finnland)
Dauerregen! Die Motorradkette und die Schraube sind mir nicht mehr wichtig. Im strömenden Regen haben wir das Zelt abgebaut und
unsere Sachen verstaut, so daß wir in zugeknöpften Regenkombis samt Schuhüberziehern Richtung Finnland starten. Wir fahren schon
einige Zeit im Regen als plötzlich mein Motorrad „ausläuft“. Gerade noch 100km/h gefahren bremst nun der Motor wehement ab. Scheiße,
auch das noch! Da habe ich mich eben noch mit dem bescheidenen Wetter abgefunden, als ich mich im nächsten Moment dabei
wiederfinde wie ich im Gepäck nach Werkzeug suche. Angesichts des Regens habe ich weißgott keine Lust hier auf offener Strecke am
Moped zu schrauben. Hm, wolln mal sehen ... Erstmal die rechte Seitenverkleidung demontiert um nach den Sicherungen zu sehen. Die
Sicherungen scheinen alle in Ordnung. Also Sprittzufuhr checken. Kurz den Ausgang der Benzinpumpe los gemacht, Anlasser laufen lassen
und siehe da – kein Benzin. Im Tank ist aber noch genug vorhanden, also die Benzinpumpe. Keine Zeit für Experimente : Kurzerhand stecke
ich den Schlauch zum Vergaser direkt auf den Benzinfilter und verschließe die zwei Öffnungen der Benzinpumpe mit dem übrig gemachten
Stück Schlauch. Anlasser betätigt – dauert einen Moment – und siehe da : die Kiste läuft. Die Sache hat nur einen Haken. Bei der Twin
sitzen die Vergaser ziemlich weit oben zwischen dem Tank, d.h. der Tank geht um einiges tiefer runter an den beiden Seiten. Folgerichtig
läuft das Motorrad nur solange bis das Niveau des Benzins unter die Höhe des Vergasers fällt.
Bei nicht aussetzendem Regen treffen wir um 19 Uhr Ortszeit in Kittilä ein wo wir als erstes die Mopeds betanken und dann am
Geldautomat etwas Bargeld ziehen. Wir entscheiden uns dafür eine Hütte zu mieten. Bei dem Wetter und um diese Zeit möchte keiner so
recht die 250 km bis Inari in Angriff nehmen. Die Unterkunft auf einem Campingplatz kostet uns 230 Finmark, also umgerechnet etwa 25-
30 DM pro Person. Die Hütte hat ein Bad und einen Eßkochwohnschlafraum mit zwei Doppelbetten. Holger ist so nett und fährt nochmal
zurück in den Ort um etwas einzukaufen während Fuffel und ich uns schon mal einrichten. Der Digitaltacho der Twin ist durch das Ziehen
der Sicherungen resetet worden, aber der analoge zeigt mir 29558 km was eine gefahrene Strecke von 2100 km ab Zuhause ergibt. Fuffel,
der grad noch mal auf der Veranda eine rauchen war meint, daß wir auf jeden Fall morgen weiter sollten, egal bei welchem Wetter. Bei
einem Sixpack Bier und zwei Flaschen Wodka machen wir es uns am Küchentisch bequem. Hier drin ist es es angenehm warm und es gibt
auch keine Mücken. Naja, die ein oder andere, aber da haben wir schon Schlimmeres erlebt. Nun, da der Alkohol vernichtet ist und die
anderen beiden schon 1-2 Stunden schlafen werde auch ich müde. Noch kurz ein paar Zeilen geschrieben und ab ins Bett. Schließlich
müssen wir die Hütte bis 12:00 Uhr geräumt haben und nun ist es schon 7:45 Uhr.
Wie machen das die Nordlichter bloß mit der Kindererziehung? Der Satz „Komm nach Hause wenn´s dunkel wird“ ist hier wohl weniger
verbreitet. Jedenfalls wird es seit Samstag Nacht nicht mehr dunkel, was uns auch mächtig aus dem Schlafrhytmus geworfen hat. Wir
pennen tags und fahren nachts. Vielleicht treffen wir ja die zwei deutschen Varadero-Fahrer wieder, die kurz nach unserer Abfahrt an der
Tanke von heute mittag ankamen...
Piste Richtung Inari
Home sweet home
Benzinpumpe wird überbewertet ;-)
Hütte, Sachen können trocknen.
Norwegen
Bucht, ganz im Norden, Norwegen.
Der Weg zum Kap ist wirklich öde.125 Kilometer in eine Sackgasse und wieder zurück. Immer wieder tauchen Rentiere an der Straße auf,
aber ich habe es leider nicht hinbekommen, auch nur mal eines von ihnen zu fotografieren. Die einfache Maut für den Nordkap-Tunnel
beträgt 60 Kronen pro Kopf.Der Eintritt zum Kap selbst (so albern das auch klingen mag, aber die nehmen wirklich Eintritt) beträgt stolze
175 (!) Kronen für jeden. Verfluchte Monopolstellung. Das wissen die ganz genau, daß jeder Reisende der es bis hierher geschafft hat und
schon 125 km in die Sackgasse gefahren ist wegen ein paar Kronen extra nicht wieder nach Hause fährt. Verärgert darüber zahlen wir den
Eintritt und dürfen passieren. Dann der nächste Schreck : Touristen, Touristen und noch mehr Touristen. Auf dem Parkplatz stehen
schätzungsweise an die 30 Reisebusse und jede Menge Imbißbuden (=Wohnmobile). Wir denken nicht daran auf dem Parkplatz zu halten
und fahren bis zum Zaun an der Klippe vor. Mann, hier geht es zu wie an einem Samstag im Einkaufscenter – und nichts anderes ist dieses
große Gebäude, welches die Norweger in den Felsen gehauen haben. Nichts, was es nicht gibt. Selbst eine Hochzeitssuite wurde in die
Glaskuppel gebaut.(Kopfschüttel!) Von Tourenfahrerromantik keine Spur.
Die Uhr zeigt 0:15 und der Himmel ist wolkenverhangen. Etwas angenervt beschließen wir erstmal einen Kaffee zu trinken und Karten zu
schreiben. Beim Gang durch das Gebäude fällt uns auf, daß die um 2:00 Uhr schließen. Tatsächlich. Auch die ganzen Touristenbomber
machen sich um 2:15 wieder auf die Heimfahrt. Endlich scheint Ruhe einzukehren. Nachdem die ganzen Pauschalurlauber wieder weg sind
– wie könnte es besser sein – reißt der Himmel auf und wir dürfen eine Mitternachtssonne am Kap erleben. Ist zwar schon 2:30, aber das
macht ja nix. Auch der wirklich derbe Wind hat inzwischen nachgelassen.
Platz vor der „Kaufhalle“
Skulptur „Kinder der Erde“
Skulptur „Kinder der Erde“
Als fast alle weg sind beschließen wir mit den Mopeds zum Globus zu fahren und einige Fotos zu schießen. Karren geparkt und einen
Motorradfahrer aus Tschechien auf Englisch gebeten ein Foto zu machen. Hat er mäßig gut hinbekommen, obwohl auch er eine
hochwertige Kamera dabei hatte. Na egal. Im Gegenzug mache auch ich ein Foto von Ihm mit seiner Karre vor dem Globus und da kommt
auch schon der erste Wichtige angelaufen um uns klar zu machen, daß das Befahren der Klippe verboten sei. Uns ist das wurscht! Wir sind
eh hier fertig. ;-)
Nach kurzem Smaltalk mit dem Tschechen und einigen Fotos vor der Kaufhalle bewegen wir uns wieder Richtung Festland. Zwischen
Russens und Skaidi schlagen wir inmitten der weitläufigen "Prärie" unser Nachtquartier auf. Es ist taghell, als wir nach gekochtem
Abendessen gegen 6:00 zum Schlafen kommen.
Befahren verboten! ;-)
Am Ziel der Reise angekommen. Der Globus als Symbol für Fernweh aus
unzähligen Reiseberichten.
vorgelagerter Parkplatz, hinten die Halle
Parken am Kap
Globus
Globus mit Klippe
Strasse zum Nordkap wieder zurück
Übersichts-Flyer vom Nordkap
Schrauben an
der Twin…
… und an
der Big
Das Nordkap…
Bereits im letzten Motorrad-Urlaub, 1999 in Südschweden, hatte ich zeitweise mal die spinnige Idee, innerhalb unseres 2-wöchigen
Aufenthalts von Südschweden zum Nordkapzu fahren. Schätzungen nach hätte ich das hin und zurück in 4 Tagen geschafft – natürlich mit
täglich über 1000 Kilometern. Der Urlaub war dann aber nicht lang genug um das in einer bequemen Art und Weise fahren zu können;
außerdem war die Fähre für die Rückfahrt fest gebucht.
Die Idee zum Kap zu fahren ging mir aber fortan nicht mehr aus dem Kopf. Erzählungen von Bekannten nach zu urteilen lohnt sich die lange
Anfahrt nicht. Soviele Kilometer um dann ordentlich Geld zu lassen nur für die Fahrt durch den „Nordkap-Tunnel“ und den Eintritt zum Kap...
Die haben gut reden – sie sind ja schon da gewesen. Sicherlich gibt es reizvollere Urlaubsziele, aber der bekannte Globus am Nordkap ging
mir nicht mehr aus dem Kopf und ich wollte da hin. Silvester 1999 machte ich mit Andreas, der schon letztes Jahr in Schweden mit von der
Partie war, die Sache fest. In nicht mehr ganz nüchternem Zustand wurde beschlossen auf jeden Fall im Jahr 2000 das Nordkap zu besuchen.
Nun liefen die Vorbereitungen: Andreas (im Nachfolgenden „Fuffel“ genannt) war noch im Besitz seiner Honda VFR, mit der er die Fahrt nun
wirklich nicht antreten wollte. Schließlich sollte es auch mal über Schotter oder Nebenstraßen gehen und da eignet sich eine Enduro numal
besser. Eine passende Reisebegleiterin fand er in einer gebrauchten Suzuki DR800s. Ein Zylinder – 800ccm.Das rüttelt schon ein wenig
heftiger als eine 4-Zylinder VFR, aber egal.
Unsere Motorräder wurden mit Heizgriffen ausgestattet, Schlafsäcke und ein geeignetes Zelt gekauft, allerlei Reiseführer und Kartenmaterial
bestellt, die Motorräder gewartet (Öl/-filter,Luftfilter,Kettensätze, Bremsen, neue Reifen aufgezogen, TÜV, ...) so daß nach und nach alles
komplett war.
Für die Tour hatten wir grob 3-3 ½ Wochen angesetzt.Am Donnerstag den 22.Juni 2000 sollte es los gehen! Fuffel auf seiner „Big“ Suzuki
DR800s und ich auf meiner „Twin“ Honda XRV750 RD07 Africa Twin.
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Der Weg zum Kap